Gedanken zum Thema "Ueberstabile Flügel"

Vorwort: Meine Gleitschirme kaufe ich immer - dann wird getestet und dann wird entschieden. Wenn ich mich nicht wohlfühle gehen sie wieder weg. Manche sehr schnell - manche nach einer etwas längeren Versuchsphase. Letztlich will ich wirklich gut Bescheid wissen über einen Flügel und ganz sicher nur solche Flügel dauerhaft fliegen, bei denen ich ein gutes Gefühl habe. Nur "weil Leistung" gibt es bei mir nicht.

In meinen über 30 Jahren GS Fliegen habe ich daher schon mehr als 40 GS gehabt. Zu dieser hohen Zahl haben Gewichtsklassenwechsel und auch das Thema "Zweischirm-Strategie" verstärkend beigetragen.

Aktuell fliege ich den FlOW-FUSION als C-Schirm und den NIVIUK Klimber 2P als EN-D Schirm. (Das nenne ich die "Zweischirm-Strategie")

Was verstehe ich unter "ueberstabil" ?

Ueberstabil ist für mich, wenn ein Flügel ohne Kappenfeedback zuviel wegsteckt. Dass ein Flügel einfach alles aushält - das gibt es meiner Meinung nach nicht und deshalb verschiebt sich bei sehr hoher Kappenstabilität das Zwischenfallrisiko einfach weiter nach oben - ein Zwischenfall ist damit aber nicht ausgeschlossen.

Nun könnte man ja sagen, dass im Gleitschirmbau die Kappenstabilität immer ein Ziel der Entwickler war.  Und tatsächlich sind die heutigen Schirme alle sehr schön stabil - und das bei viel höherer Streckung, als früher. Wer möchte das nicht? Wo also soll da ein Problem sein?

Ich meine, dass ein Flügel nicht einfach nur stabil sein darf. Er sollte immer auch noch eine Art Gefühl vermitteln für die effektive Turbulenz in seiner Umgebung. Kappenfeed-back ermöglicht Dir als PilotIn einen aktiven Flugstil - ja, es hält Dich in einem aktiven Flugmodus!  Nur, wenn du aktiv unterwegs bist kannst Du  im Falle eines gröberen spontanen Zwischenfalls (wie einem Seiten- oder Frontklapper) mit einer raschen Reaktion die Situation rasch meistern.So halte ich leichte Stabiloklapper mit für das beste Signal für Turbulenzen. Auch kann das feed-back über die Steuerleinene erfolgen.  Dann darf die Kappe aber in sich bzw. auf der Austrittskante nicht zu hart sein.  Hohe Kappenstabilität ohne gutes feed-back wird aus meiner Sicht gefährlich, denn:

- Du wirst in eine Scheinsicherheit gewiegt

- Du vernachlässigst einen aktiven Flugstil

- Zwischenfälle erschrecken, weil sie unerwartet kommen

- Zwischenfälle werden somit zwar selten, aber sie erfolgen auf "höherem" Niveau und sind damit gefährlicher und anspruchsvoller


Hier ein paar Beispiele für Gleitschirme, die ich als ueberstabil bezeichnen würde/erlebt habe. Der OMEGA  X-Alps 3 z.B. - bei vielen Piloten beliebt und durchaus leistungsstark. Für mich war er zu brettig und hart und ich kassierte relativ rasch starke Seitenklapper - ich flog ihn nur kurze Zeit. Auch den Artik 6, den neuen C-Schirm von Niviuk erlebte ich in dieser Art. Ueberraschend ruhig und stabil - wow, wie angenehm. Im Tessin auf Strecke dann massive Seitenklapper und ein Zerstörer - etwas, das ich so weder am FUSION noch am XCRacer erlebt hatte. Das Oeffnungsverhalten war tadellos - dennoch ist das nicht das, was ich angenehm und sicher finde. Möglicher Weise  sind auch ältere Flügel wie der MENTOR 4 oder der Iota 2 in diesem Sinne ueberstabil. Die Erzählungen z.B. zum  Mentor 4 lassen mich darauf schliessen.

Auf den Punkt gebracht: Flügel die brettig sind, eine sehr hohe Kappenstabilität in Turbulenzen aufweisen und zudem noch wenig feed-back geben sind gefährlicher, als man meinen könnte.

Gegenbeispiele:

GIN  Explorer

Der Explorer ist wohl eine Erfolgsgeschichte für GIN paragliders aus Korea. Er vermittelt viel Kappenfeeling - kommt ab und zu über die Stabis und ist ansonsten ein recht zahmer Flügel - ideal für weite und entspannte Streckenflüge. GIN typisch kann der Explorer auch mal "schiessen". Ganz sicher aber ist es ein  Flügel, der einen kaum mit unerwarteten  Reaktionen überrascht.

FUSION von FLOW-paragliders:

Der FUSION zeigt auf den Stabilos leichte Klapper, wenn es unruhig wird in der Luft. Der Flügel ist somit nicht komplett brettig und gibt zudem auch feed-back über die Steuerleine. Seit ich ihn Fliege hatte ich noch nie einen Frontstall - sehr wenige Seitenklapper und nie irgendeine Negativtendenz.

XCRacer von  FLOW-paragliders:

Der XCRacer ist ein Rennpferd.  Er wird wirklich schnell und hat ein starkes Gleiten.  Der Flügel ist insgesamt eher brettig, reagiert aber bei Turbulenzen schnell mit Stabiklappern und auch Seitenklappern. Der XCRacer ist ein anspruchsvoller Flügel und beansprucht viel Energie des Piloten. Dennoch ist er insgesamt sehr stabil und ich hatte nie einen Frontstall oder irgendeine Negativtendenz.  Ich halte den XCRacer im Rückblick für zu anspruchsvoll. Spass gemacht hat er dennoch und ich war auf ihm recht sicher unterwegs. Er ist eher das Beispiel für einen Flügel, der eigentlich zuviel arbeitet und daher den Piloten zu stark absorbiert.  Auch nicht perfekt.

KLIMBER  2P von  NIVIUK:

Der Klimber überrascht mich. Stabiklapper kennt er praktisch nicht und der Flügel zeigt eine erstaunliche Stabilität. Wohl wegen dem leichten Tuch kann der Flügel in starken Turbulenzen recht stark in sich arbeiten, ist also nicht brettig. So sind Kappenbewegungen und der Bremsdruck auf der Steuerleine gut spürbar.   Ich erkläre mir das so, dass das leichte Tuch besseres feed-back über die Steuerleinen geben kann, als ein festeres Segel. Darum spüre ich den Flügel, obwohl er sehr klappstabil ist und habe bis jetzt sehr gute Erfahrungen gemacht puncto Stabilität und Sicherheit.

Ganz sicher gibt es zu diesem Thema noch mehr zu sagen. Tobias hat mich in seinem feed-back noch auf den Einfluss des Abfluggewichtes angesprochen. Ich kann mir vorstellen, dass es auch betreffend dem Thema "Ueberstabilität" von Bedeutung ist, ob man den Gleitschirm im unteren - mittleren oder gar oberen Gewichtsbereich fliegt. Ich selber bin bei den S-Grössen meist mitten drin bis leicht über der Mitte. Habt Ihr dazu vielleicht eine Erfahrung gemacht?

Es würde mich interessieren, was Ihr dazu meint.  Schreibt mir....

MyParaworld.ch neu mit NIVIUK im Programm

Als ich Michi Kobler mit dem neuen KLIMBER 2P am Rorschacherberg traf meinte er - auf meinen NIVIUK KLIMBER deutend - "na, wirst Du FLOW untreu?" Ich antwortete: "Nein, ich entwickle mich weiter".

Nach wie vor ist der FLOW FUSION mein Lieblings EN-C. Aber, ich möchte mich gerne weiterentwickeln - vor allem im EN-D Bereich vermisse ich bei FLOW ein wirkliches Leichtprodukt und das wird so schnell wohl auch nicht kommen. Umsomehr interessierte mich daher der Klimber. Wegen der langen Lieferzeit begann ich den NIVIUK Schnupperkurs im Winter mit dem ARTIK 6, einem interessanten EN-C Flügel. Nun kann ich auch den KLIMBER fliegen und bin doch recht begeistert nach den ersten zwei Flugtagen. Darum wirst Du - getreu meiner Devise, dass ich anbiete und verkaufe, was ich auch kenne - ab jetzt Infos zu diesen beiden Flügeln finden und ab sofort sind sie bei MyParaworld.ch bestellbar....



Mein Fazit zum ARtIK 6: "Sehr solider Schirm mit angenehmem handling - für C-Piloten mit wenig Interesse an Stress"  mehr zum ARTIK 6Mein Fazit zum NIVIUK  KLIMBER 2P: "Wunderschöner, drehfreudiger und sensibler Schirm - stabil und zuverlässig!"   mehr zum NIVIUK  KLIMbeR  2P